bwp@ Profil 6 - September 2020

Berufliches Lehren und Lernen: Grundlagen, Schwerpunkte und Impulse wirtschaftspädagogischer Forschung

Profil 6: Digitale Festschrift für EVELINE WUTTKE.

Hrsg.: Karin Heinrichs, Kristina Kögler & Christin Siegfried

Vorwort

Beitrag von Karin Heinrichs, Kristina Kögler & Christin Siegfried

Eveline Wuttke wird 60 Jahre alt. Kaum zu glauben, wenn man ihr begegnet, wirkt sie doch überzeugend jung(geblieben), dynamisch, offen, interessiert, voller Tatendrang und Lebens­lust, pendelnd zwischen der Mainmetropole, dem Campus Westend, dem prallen, dynami­schen Stadtleben und ländlicher Idylle, Heimat und Familie im Schwarzwald. Ein Leben zwischen mindestens zwei Welten, das trotz Sprach- und Kulturbarrieren, (Dys-)Funktionali­täten der Deutschen Bahn als Leben in Balance und mit viel Humor und Leichtigkeit (man denke nur an ihre Begeisterung für skurril-surreale Belletristik, die quietschgelben Gehilfen aus dem Hause Disney, italienisches Essen und ein gutes Gläschen Weißwein) auch über inzwischen mehrere Jahr(zehnt)e hinweg zu gelingen scheint. Eveline Wuttke als Lebens­künst­lerin? – Sicher auch. Aber im Vordergrund dieser Festschrift steht das wissenschaftliche Wirken von Eveline Wuttke, sehr wohl ergänzt um einige persönliche Perspektiven.

Blickt man auf die Berufsbiographie von Eveline Wuttke, so könnte man diese insofern als „typisch“ für Wirtschaftspädagoginnen und -pädagogen bezeichnen, als sie selbst zunächst eine Ausbildung absolvierte und im Anschluss einige Jahre als Reiseverkehrskauffrau tätig war. Dann aber entschloss sie sich zu einem Studium der Wirtschaftspädagogik an der Uni­ver­sität Mannheim. In Anschluss promovierte sie bei Detlef Sembill an der Justus-Liebig-Universität Gießen und habilitierte sich unter ihrem Mentor Klaus Beck an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. In der Qualifikationsphase wurden bereits die Wurzeln gelegt für eine klare Verankerung ihrer Arbeiten in der empirischen, psychologisch fundierten Lehr-Lern-Forschung in der kauf­männi­schen Berufsbildung.

Als Eveline Wuttke die Professur für Wirtschaftspädagogik, insb. Empirische Lehr-Lern-For­schung in Frankfurt übernahm, traf sie mit Manfred Horlebein auf einen sehr kooperativen und erfahrenen Kollegen. Sie bildeten ein gut funktionierendes Team, in dem Eveline Wuttke die Federführung bei der Umstellung der Studiengänge auf Bachelor-/Master übernahm. Nach kurzer Zeit wurde sie zudem Studiendekanin im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Nach der Emeritierung von Herrn Horlebein wurde die zweite Professur mit Gerhard Minna­meier besetzt, hinzu kamen eine Junior- und eine Seniorprofessur. Insgesamt konnte sich die Wirtschaftspädagogik über die Jahre im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften eine respek­table Position erarbeiten – nicht zuletzt ein Ergebnis der Aufbauarbeit von Eveline Wuttke, die den Frankfurter Standort entscheidend geprägt hat.

Ihr Wirken reicht zudem über die Universität Frankfurt hinaus. Die lange Liste nationaler und internationaler Tagungsbeiträge und Publikationen zeugt von ihrer Schaffenskraft und Bereit­schaft, ihre Resultate ganz i.S. kritisch-rationaler Forschung zu präsentieren und in der Community zu diskutieren, auch wenn dabei unliebsame Tatsachen ans Licht kommen (wie z.B. die gravierenden Mängel im Fachwissen von angehenden Lehrkräften im Fach Rech­nungs­wesen). Ihre internationale Präsenz zeugt ebenso von ihrer Lebens- und Reiselust. Man könnte meinen, hier zöge sich ein „roter Faden“ durch ihre Berufsbiographie, beginnend bereits in den frühen Jahren der Berufsausbildung.

Insgesamt gelingt es Eveline Wuttke auf bemerkenswerte Weise, die thematischen, methodi­schen und systembedingten An- und Herausforderungen der Zeit zu antizipieren, zukunfts­ge­richtete Entscheidungen zu treffen und ein erkennbares Forschungs- und Lehrprofil zu ent­wickeln. An ihren Forschungsschwerpunkten arbeitet sie mit großer Konstanz. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern gelingt es ihr, systematisch Fortschritte und vertiefte Erkennt­nisse zu gewinnen und auch immer wieder forschungsmethodische Innovationen zu wagen. Man bedenke nur, vor wie langer Zeit sie bereits Videovignetten in ihren Studien gemeinsam mit Jürgen Seifried zu fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen von Lehrpersonen ein­setzte, da war vom derzeitigen „Hype“ für videobasierten Fallvignetten noch nichts zu spüren.

Thematisch steht zum einen das fachliche und fachdidaktische Wissen von Wirtschaftspäda­go­ginnen und Wirtschaftspädagogen in verschiedenen Phasen der Lehrerbildung insbesondere im Rechnungswesen im Zentrum von Wuttkes Forschung, zum anderen die Konzeption, Mes­sung und Förderung ökonomischer Kompetenzen, insbesondere mit Blick auf das Fach Rech­nungswesen und Financial Literacy. Darüber hinaus verfolgt sie auch immer wieder Themen, die ihr fernab von diesen Schwerpunkten am Herzen liegen und von deren Relevanz und Forschungs­potenzial sie überzeugt ist. Dabei ist sie bereit, auch entgegen mancher Strömun­gen und Anreizstrukturen im Wissenschaftssystem, sich Zeit zu nehmen, Forschungsideen und ‑themen Schritt für Schritt und finanziert über Eigenmittel zu entwickeln, so z.B. zu Lan­ge­weile im Unterricht oder zu Berufsbiographien Hochbegabter.

Diese Festschrift versammelt eine Vielfalt von Beiträgen berufs- und wirtschaftspädago­gi­scher Forschung von langjährigen Kolleginnen und Kollegen Eveline Wuttkes sowie (ehe­mali­gen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das inhaltliche Themenspektrum dieses Profils reicht von grundlagen- wie auch transferorientierten Beiträgen über Auseinandersetzungen mit Themen, die die Arbeiten Eveline Wuttkes bestimmt haben: von methodischen Zugängen der empirischen Erfassung von Lehr-Lern-Prozessen im Unterricht bis zur Kompetenzmes­sung in der Hochschule, von Themen der beruflichen Aus- und Weiterbildung bis zu Fragen der Lehrerbildung.

An dieser Stelle sei allen Autorinnen und Autoren herzlichst gedankt, dass sie sich ohne Zögern zur Mitwirkung bereiterklärt haben, auf diesem Wege ihre Verbundenheit mit Eveline Wuttke zum Ausdruck gebracht und dabei eigene Forschungsarbeiten durchgeführt, diskutiert und weiterentwickelt haben oder den Anlass zu grundlegenden Reflexionen und Impulsen wirtschaftspädagogischer Forschung genutzt haben.

Als (ehemalige) Mitarbeiterinnen bedanken wir uns bei Eveline Wuttke sehr herzlich für krea­tive Impulse, wichtige Lerngelegenheiten, ihre herzliche Kollegialität und nicht zuletzt ihre weit­sichtige Förderung. Sie ist ein Vorbild, wie sich wissenschaftliche Karriere und Familien­leben vereinbaren lassen, hat sie doch ihre Qualifikationsphase von der Dissertation bis zur Habilitation als Mutter bewältigt, ist regelmäßig vom Arbeitsort zum Wohnort gependelt und hat hier durchaus ein in den 1990er Jahren noch recht ungewöhnliches Modell gelebt und authentisch mit Leben erfüllt. Sie bietet auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Kind flexible Rahmenbedingungen und lässt nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass „Lehrstuhlnachwuchs“ ein großes Geschenk sei. Sie lebt „echte Frauen- und Familienförde­rung“ in der Wissenschaft. Danke!

Schließlich danken wir dem Herausgeberteam der bwp@ für die Möglichkeit, diese Fest­schrift als Profil 6 zu veröffentlichen.

Wir gratulieren Eveline Wuttke herzlich zum 60. Geburtstag und freuen uns darauf, mit ihr wei­terhin zu forschen und zu diskutieren sowie bei nächster Gelegenheit auf sie anzustoßen.

Karin Heinrichs, Kristina Kögler und Christin Siegfried
(Herausgeberinnen von Profil 6)

im September 2020

Zitieren des Beitrags

Heinrichs, K./Kögler, K./Siegfried, C. (2020): Vorwort zu bwp@ Profil 6: Berufliches Lehren und Lernen: Grundlagen, Schwerpunkte und Impulse wirtschaftspädagogischer Forschung. Digitale Festschrift für Eveline Wuttke zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Heinrichs, K./Kögler, K./Siegfried, C., 1-4. Online: https://www.bwpat.de/profil6_wuttke/heinrichs_koegler_siegfried_profil6.pdf (08.09.2020).