bwp@ Spezial 17 - Mai 2020

Zukunftsdiskurse - berufs- und wirtschaftspädagogische Reflexionen eines Modells für eine nachhaltige Wirtschafts- und Sozialordnung

Hrsg.: Andreas Slopinski, Meike Panschar, Florian Berding & Karin Rebmann

Nachhaltiges Wirtschaften zwischen Gesellschaft, Ökonomie und Bildung – Ergebnisse eines transdisziplinären Projekts

Beitrag von Andreas Slopinski, Meike Panschar, Florian Berding & Karin Rebmann
Schlüsselwörter: Nachhaltiges Wirtschaften, Akteure, Wechselwirkungen Transdisziplinarität, Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung

1 Einleitung

Insbesondere die exzessive Nutzung fossiler Energieträger hat es den (westlichen) Industriestaaten ermöglicht, einen hohen materiellen Wohlstand der Bevölkerung zu erreichen, dessen sukzessiver Anstieg sich durch Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt jährlich „nachweisen“ lässt. Die Nutzung fossiler Energien sorgte allerdings auch erheblich dafür, den anthropogenen Klimawandel zu beschleunigen. Das Resultat ist heute ein erhöhtes Risiko von Dürren und Hochwassern, Extremwetterlagen und damit des Verlusts an Biodiversität. Gleichzeitig verschärfen demographische Entwicklungen, der Bevölkerungsanstieg in den sozial und wirtschaftlich schwächeren Regionen der Erde und die durch Krieg und Armut ausgelöste Migration die globale Problemlage (vgl. Terlau 2018, 63). Deutlich wird, dass gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse notwendig sind. Dabei sind Transformationen als Wandlungsprozesse zu verstehen, die „kulturelle, soziale, technologische, wirtschaftliche, infrastrukturelle sowie produktions- und konsumbezogene koevolutionäre Veränderungen in verschiedenen Sektoren und Systemen der Gesellschaft“ umfassen (Grießhamer/Brohmann 2015, 5).

Im Zuge der Diskussion um die Gestaltung der notwendigen Transformationsprozesse wird als regulative Leitidee seit nunmehr ca. 30 Jahren immer wieder der Begriff „Nachhaltigkeit“ diskutiert. Als allgemeinhin akzeptiert gilt, dass sich eine nachhaltige Entwicklung in drei Dimensionen erschöpft (vgl. Grunwald/Kopfmüller 2012, 54 ff.): Bei der ökologischen Dimension geht es um den Erhalt der Natur als Lebens- und Wirtschaftsgrundlage. Die soziale Dimension verfolgt gerechte Verteilung von materiellen (z. B. Lebensmittel, Kleidung) und immateriellen Grundgütern (z. B. politische Rechte, Gesundheit). Bei der ökonomischen Dimension stehen Wirtschaft und Konsum im Fokus. Es geht um die Frage nach dem Umgang mit Energie- und Materialressourcen und dem langfristigen Erhalt von Wohlstand.

Die zentrale Bedeutung, welche einer nachhaltigen Entwicklung beigemessen wird, zeigt sich unter anderem in der Globalen Nachhaltigkeitsagenda und den darin enthaltenen 17 SDGs (Sustainable Development Goals) (vgl. Vereinte Nationen 2015). Die SDGs umreißen „die komplexen Herausforderungen einer Transformation zur Nachhaltigkeit“ (WBGU 2016, 1) und berücksichtigen die drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung integrativ. Damit eine globale nachhaltige Entwicklung gelingen kann, gilt es vor allem eine verantwortungsvolle Wirtschaftsodnung zu gestalten. Hiermit setzt sich SDG 12 (Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion) in besonderer Weise auseinander. Angestrebt wird ein tragfähiges System wirtschaftlicher Transaktionen, das die natürlichen Ressourcen der Erde nicht maßlos ausschöpft und allen Menschen ein „gutes Leben“ ermöglicht (vgl. kritisch Reiner 2019).

Wie die derzeitige Wirtschaftsordnung umgestaltet werden muss und wie eine tragfähige nachhaltige Wirtschaftsordnung aussehen kann, ist allerdings noch völlig ungeklärt. In diesem Kontext werden häufig drei Denkrichtungen unterschieden (vgl. zusammenfassend Fathi 2019, 202 ff.): (1) Die Befürworter/-innen des grünen Wachstums halten weitgehend an traditionellen Gedanken stetigen Wirtschaftswachstums fest und betrachten die technische Entwicklung für den Schlüssel einer nachhaltigen Entwicklung (bspw. im Hinblick auf Effizienzgewinne). (2) Nicht gänzlich dem Wachstumsgedanken abgeneigt sind Vertreter/-innen, die eine post-soziale Marktwirtschaft verfolgen. Sie betonen aber, dass tiefergehende Veränderungen des Wirtschaftens notwendig sind und neue Technologien nicht reichen werden. Ziel ist eine soziale Marktwirtschaft, die durch ethische und ökologische Aspekte erweitert wird. (3) Die radikalste Position besteht in der Post-Wachstumsökonomie. Unterstützer/-innen dieser Denkrichtung widersprechen dem Primat, wonach ökonomisches Wachstum und ökologische Restriktionen unbegrenzt zusammenpassen. Insofern fordern sie grundlegende Änderungen an der derzeitigen Wirtschaftsordnung.

Ein weitgehend akzeptiertes Modell einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung liegt bislang noch nicht vor. Dabei hätte ein solches Modell für die Berufs- und Wirtschaftspädagogik im Allgemeinen und für die Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung im Speziellen einen großen Nutzen: Hieran ließen sich diejenigen zu befördernden Kompetenzen identifizieren, die für eine sozial, ökologisch und ökonomisch verantwortliche und innovative Mitgestaltung von Gesellschaft und Ökonomie heute und in der Zukunft bedeutsam sind (vgl. Rebmann/Schlömer 2020, 32; Slopinski et al. 2017, 1). Deshalb hatte das im Rahmen der Ausschreibung „Zukunftsdiskurse“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften zwischen Gesellschaft, Ökonomie und Bildung“ zum Ziel, ein Zukunftsmodell einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung auszuarbeiten, das mit einer freiheitlichen Grundordnung sowie einer innovativen und dynamischen Wirtschaftsentwicklung und den Prinzipien einer Marktwirtschaft vereinbar ist, d. h. eine sich selbsttragende nachhaltige Wirtschaftsweise ermöglicht. Hierfür standen zwei Leitfragen im Fokus:

  • Wer sind die zentralen Akteure, die zur Initiierung, Etablierung und Stabilisierung einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung entscheidend beitragen?
  • Welche (Wechsel-)Beziehungen herrschen zwischen diesen Akteuren in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung?

Im folgenden Kapitel wird zunächst eine nachhaltige Wirtschaftsordnung auf drei verschiedenen sozioökonomischen Strukturebenen verortet, die verschiedene Perspektiven und Fragestellungen auf nachhaltiges Wirtschaften eröffnen. Die dort skizzierten offenen Fragen waren leitend für das methodische Vorgehen im Projekt, das in Kapitel 3 dargestellt wird. Die Ergebnisse werden sodann in Kapitel 4 beschrieben, ehe in Kapitel 5 Implikationen für die Berufs- und Wirtschaftspädagogik auf Basis der Projektergebnisse herausgestellt werden. Der Beitrag endet mit einer Schlussbetrachtung.

2 Nachhaltiges Wirtschaften auf verschiedenen sozioökonomischen Strukturebenen

2.1 Nachhaltiges Wirtschaften auf der Makroebene

Nachhaltiges Wirtschaften auf einer Makroebene fragt nach der Gestaltung gesamtgesellschaftlicher Lebensbedingungen unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielvorstellungen. In diesem Zusammenhang wird u. a. in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel verfolgt, das Wirtschaftswachstum und den (materiellen) Wohlstand einer Volkswirtschaft von der Verwendung natürlicher Ressourcen zu entkoppeln (vgl. Die Bundesregierung 2017, 170). Gleichzeitig ist unklar, ob langfristig das Bruttoinlandsprodukt als Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft den Wohlstand einer Gesellschaft tatsächlich noch anzeigt. Schneidewind und Palzkill (2012, 10) werfen ein, dass Wohlstand nicht allein auf den Konsum materieller Güter zurückzuführen ist, sondern sich vor allem auch immateriell in Form von (individuell erlebtem) Glück und (subjektiv wahrgenommenem) Wohlbefinden ausdrückt. Vor diesem Hintergrund werden andere Zielgrößen diskutiert, die für nachhaltiges Wirtschaften auf der Makroebene leitend sein können. Ein zentrales Element ist dabei das in der Glückforschung verwendete Konstrukt der Lebensqualität. Neben äußeren ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren, die die Lebensbedingungen der Menschen beeinflussen, gehören zur Lebensqualität eben auch subjektbezogene Faktoren, wie Gesundheit oder Bildung (vgl. z. B. Veenhoven 2013).

Eng mit der Suche nach der geeigneten Zielgröße einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung verbunden ist die Frage, welches Menschenbild als Grundlage für die Modellierung wirtschaftlichen Handelns genutzt werden kann, da der Mensch mit seinen Motiven, Wünschen usw. als „Motor“ der Wirtschaft anzusehen ist (vgl. Schierenbeck 2003, 1). Das Leitprinzip der klassischen Mikroökonomie, der homo oeconomicus, hilft weder bei der Modellierung noch bei der praktischen Ausgestaltung einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung weiter. Stattdessen sind andere Menschenbilder zu eruieren, wie den homo sustiens (vgl. Siebenhüner 2000). Solche Menschenbilder zeichnen sich – anschlussfähig an das Konstrukt der Lebensqualität – dadurch aus, dass sie Wohlstand nicht über einen expandierenden Konsum materieller Güter definieren, sondern die Art und Weise des Konsums materieller und immaterieller „Güter“ in das Zentrum für Wohlstand rücken, in der Qualität wichtiger ist als Quantität (vgl. Bina/Vaz 2011, 172).

2.2 Nachhaltiges Wirtschaften auf der Mesoebene

Nachhaltiges Wirtschaften auf der Mesoebene fragt nach der Gestaltung wirtschaftlicher Transaktionen. Mit Blick auf Unternehmen sind hiermit übergeordnete Fragen nach den Bedingungen gemeint, unter denen Unternehmen Beiträge zur Lebensqualität einer Gesellschaft leisten können, sowie nach den Steuerungsmöglichkeiten und Anreizsystemen, die eine nachhaltige Wirtschaftsordnung stabilisieren können.

Damit nachhaltige wirtschaftliche Transaktionen gelingen können, müssen Unternehmen Nachhaltigkeit nicht als ein Additiv betrachten, sondern in das Kerngeschäft integrieren (vgl. Petersen/Schaltegger 2016, 81). Mit anderen Worten sie müssen ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgen (vgl. für einen Überblick zur aktuellen Diskussion um nachhaltige Geschäftsmodelle z. B. Evans et al. 2017; Lozano 2018; Upward/Jones 2016). Fraglich ist jedoch, welche Geschäftsmodelle nachhaltig sind und welche nicht. In diesem Kontext ermitteln Bocken et al. (2014, 48ff.) acht verschiedene Archetypen nachhaltiger Geschäftsmodelle, die wiederum in zahlreiche Ansätze unterteilbar sind (bspw. Cradle-2-Cradle, Nutzung erneuerbarer Energien, Fairer Handel, Open Innovation usw.). Diese Ansätze sind von Unternehmen frei kombinierbar, sodass eine unendliche Variation nachhaltiger Geschäftsmodelle grundsätzlich vorstellbar ist.

Strategisch lassen sich dabei drei Arten nachhaltigen Wirtschaftens unterscheiden (vgl. Griese/Halstrup 2013, 40; Hasenmüller 2013, 13; Lenz 2015, 47 ff.; Schneidewind/Palzkill 2012): Effizienzstrategien zielen auf eine (absolute) Reduktion von ökologischen Energie- und Stoffströmen und hiermit verbundenem Ressourcenverbrauch ab. Konsistenzstrategien zielen auf eine Änderung von Stoff- und Energieströmen ab, bei der nicht-regenerative durch regenerative Ressourcen ersetzt werden und vollständige Kreislaufsysteme etabliert werden. Suffizienzstrategien zielen auf die Entwicklung nachhaltiger und Substitution nicht-nachhaltiger Verhaltensweisen ab und setzen dabei vor allem auf Konsumentenseite an. Diese drei Strategiearten schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich gegenseitig. Insofern sind Unternehmen dazu herausgefordert, sie so zu kombinieren, dass nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen. Diese Aufgabe ist für Unternehmen jedoch nicht statischer Art. Da das Nachhaltigkeitskonzept von erheblicher Dynamik und Komplexität gekennzeichnet ist, bedeutet eine Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Kerngeschäft von Unternehmen eine permanente Herausforderung (vgl. Lechner 2018).

Eine wesentliche Voraussetzung, diese Herausforderung zu meistern, ist eine Preisgestaltung, die sich an Nachhaltigkeitsprinzipien orientiert. Hier wird häufig von der „Internalisierung externer Kosten/Effekte“ gesprochen. Hiermit ist gemeint, dass die mit unternehmerischen Aktivitäten tatsächlich verursachten Kosten in die Preisbildung einfließen. Dies beinhaltet insbesondere eine sachgerechte Monetarisierung ökologischer Folgen bzw. Schäden des Wirtschaftens sowie einer sozial gerechten Entlohnung aller am Wertschöpfungsprozess beteiligten Personen. Als Konsequenz hieraus wären in Preisen die Grenzen der planetaren Belastbarkeit integriert. Ebenso würde ein „Preisdumping“ nicht mehr zu Lasten Dritter gehen (vgl. Bretzke 2014, 48).

2.3 Nachhaltiges Wirtschaften auf der Mikroebene

Nachhaltiges Wirtschaften auf der Mikroebene fragt nach der konkreten Ausgestaltung von Arbeits- und Geschäftsprozessen und hiermit verbundenen Interaktionen zwischen Menschen und – gerade im Zeitalter der Digitalisierung unabdingbar – Maschinen. Legt man zugrunde, dass diese Gestaltungsaufgabe die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Kerngeschäft sowie grundsätzlich in alle Unternehmensprozesse vorsieht, zeigt sich, dass nachhaltiges Wirtschaften stets innovatives Handeln einfordert. Dieses Handeln unterscheidet sich wesentlich von betrieblichen Routinetätigkeiten (vgl. Hauschildt et al. 2016, 25). Zumeist sind zu Beginn von Innovationsprozessen weder der konkrete Ausgangspunkt, der anvisierte Endzustand noch die notwendigen Maßnahmen und Tätigkeiten, die zur Überführung des Anfangs- in den Endzustand dienen sollen, eindeutig festgelegt (vgl. Streicher et al. 2006, 565). Insofern erfordert die Ausgestaltung von Arbeits- und Geschäftsprozessen ein Management, dass zwar einerseits Strukturen schafft, um Innovationsprozesse effektiv und effizient zu steuern, gleichzeitig muss es andererseits auch genügend Freiräume für Kreativität und unkonventionelles Denken gewähren (vgl. Kaudela-Baum/Kocher/Scherrer 2014, 74f.).

Vor diesem Hintergrund ist der Zusammenhang zwischen einer nachhaltigen Unternehmensführung und digitalen Technologien nicht abschließend geklärt (vgl. hierzu z. B. Schneidewind 2015). So wird zwar häufig der technologische Fortschritt als wesentlicher Faktor für eine nachhaltige Transformation betrachtet. Trotzdem nimmt Technologie eine zweischneidige Rolle ein, die sich durch den sogenannten Rebound-Effekt begründet. Hierunter ist zu verstehen, dass positive Effekte von Innovationen (z. B. Kosteneinsparungen durch energieeffizientere Systeme) durch Mehrverbrauch oder Problemverschiebungen aufgehoben werden (vgl. z. B. Hertwich 2005; Schneidewind 2012, 76).

Eine weitere mit der Gestaltung nachhaltiger Arbeits- und Geschäftsprozesse verbundene Frage ist, welche Kompetenzen Fach- und Führungskräfte benötigen, um diese Prozesse zu planen, in beruflichem Handeln umzusetzen und damit letztlich nachhaltig zu wirtschaften (vgl. z. B. Hahne 2007; Kuhlmeier/Vollmer 2018; Rebmann/Schlömer 2020). Hierzu wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Vorschläge gemacht. Anschlussfähig scheint vor allem das Konstrukt der nachhaltigkeitsorientierten Innovationskompetenz (vgl. Berding et al. 2018), da dieses die berufliche Handlungskompetenz als Zielgröße beruflicher Bildung mit dem Blick auf nachhaltigkeitsorientierte Innovationen erweitert. Darüber hinaus stellt sich ferner die Frage nach der didaktisch-methodischen Gestaltung von Lernangeboten in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, um diese Kompetenzen zu befördern. Dies gilt insbesondere, da das Nachhaltigkeitsbewusstsein, das Nachhaltigkeitswissen und das Nachhaltigkeitshandeln nur schwerlich miteinander verknüpft sind und eher auseinanderfallen (vgl. Rebmann/Slopinski 2018, 75). Dieses Diskrepanztheorem der (Berufs-)Bildung für eine nachhaltige Entwicklung stellt somit eine zentrale Herausforderung für den Kompetenzerwerb statt. Es ist noch immer offen, wie Lernangebote gestaltet werden müssen, damit sie handlungswirksam sind.

3 Methodisches Vorgehen

3.1 Transdisziplinäre Diskursarenen zum nachhaltigen Wirtschaften

Angesichts der Komplexität der in Kapitel 2 angerissenen Fragestellungen erscheint es immer unwahrscheinlicher, dass eine wissenschaftliche Disziplin allein dafür sorgen kann, Lösungsansätze zu entwickeln, die praktikabel und funktionstüchtig sind. Es ist darüber hinausgehend zweifelhaft, ob solche Lösungsansätze durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen entwickelt werden können. Lösungen für die komplexen Fragen nachhaltiger Entwicklungen werden vielmehr über transdisziplinäre Forschungszugänge realisiert (vgl. z. B. Schneidewind 2010; Slopinski et al. 2017). Transdisziplinäre Forschung richtet (1) den Blick auf gesellschaftlich relevante Problemfelder, ist (2) lösungs- und anwendungsorientiert, überschreitet (3) disziplinäre Grenzen und bindet außerwissenschaftliche Akteure ein und ist (4) durch einen gemeinsamen, reflexiven Lernprozess der am Forschungsprozess beteiligten Akteure gekennzeichnet (vgl. Lang et al. 2012, 27ff.; Maasen 2010, 249ff.; Pohl/Hirsch Hadorn 2006, 22ff.; Vilsmaier/Lang 2014, 90).

Für die Entwicklung des im Forschungsprojekt geplanten Zukunftsmodells wurde ein transdisziplinärer Zugang gewählt, da eine Auseinandersetzung mit ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielvorstellungen auch den ethisch-normativen Gehalt des Nachhaltigkeitsleitbilds und die praktische Umsetzbarkeit berücksichtigen muss. Gerade diese moralischen Vorstellungen sowie die Überzeugungen bezüglich Umsetzbarkeit und Realisierbarkeit reichen weit über disziplinäre und wissenschaftliche Grenzen hinaus.

Diese vier Merkmale einer transdisziplinären Forschung wurden im Vorhaben über die Durchführung von drei sog. „Diskursarenen“ realisiert. In Diskursarenen treffen gesellschaftliche und wissenschaftliche Perspektiven, Argumentationsfiguren und Erklärungsmuster eines oder mehrerer Diskurse aufeinander, um einerseits diskursive Kontroversen zu schließen und andererseits Diskursfelder zu aktualisieren und sich über Sachverhalte grundsätzlich zu artikulieren (vgl. Jan/Lux 2009, 11; Keller 2011, 287). Jede der drei Diskursarenen setzte sich dabei mit spezifischen Aspekten nachhaltigen Wirtschaftens auf einer der drei sozioökonomischen Strukturebenen auseinander (vgl. Abbildung 1). Gerahmt wurden die Diskursarenen mit einer zentralen Auftaktveranstaltung, bei der sich die Teilnehmer/-innen der Diskursarenen kennenlernen konnten, sowie mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung (einen Link zur Aufzeichnung der Abschlussveranstaltung und anderen Materialien ist hier zu finden).

Abbildung 1: Übersicht über die Veranstaltungen des ForschungsprojektsAbbildung 1: Übersicht über die Veranstaltungen des Forschungsprojekts

Bei der Zusammenstellung der Diskursarenen wurde darauf geachtet, Erklärungsmuster und Zielperspektiven verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen mit zivilgesellschaftlichen Perspektiven und unternehmerischen Standpunkten mittels eines partizipativen Ansatzes zusammen zu bringen. Insofern wurde das Sampling unter der Prämisse einer möglichst heterogenen Gruppenkonstellation im Vorfeld bewusst zusammengestellt (vgl. z. B. Flick 2016, 155f.).

In Tabelle 1 sind die für die Diskursarenen eingeladenen Vertreter/-innen der vielfältigen Perspektiven auf nachhaltiges Wirtschaften angegeben. Jede Zeile steht dabei für einen Vertreter bzw. eine Vertreterin einer wissenschaftlichen Disziplin (linke Spalte) oder für einen außerwissenschaftlichen Vertreter bzw. eine außerwissenschaftliche Vertreterin aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft oder Unternehmenspraxis (rechte Spalte). Die Angabe „Nachhaltigkeit“ in Klammern hinter den Angaben wurde dann hinzugefügt, wenn ein expliziter Nachhaltigkeitsschwerpunkt in der wissenschaftlichen, beruflichen oder unternehmerischen Tätigkeit vorlag.

Tabelle 1: Eingeladene Vertreter/-innen an den Diskursarenen

Wissenschaftliche Akteure

Außerwissenschaftliche Akteure

Diskursarena „Makroebene“

Wirtschaftspolitik

Organisationsberatung (Nachhaltigkeit)

Betriebswirtschaftslehre

Öffentliche Verwaltung/Vergabe

Philosophie

kleines/mittleres Unternehmen (Nachhaltig.)

Soziologie

Politik

 

NGO (Nachhaltigkeit)

Diskursarena „Mesoebene“

Politikwissenschaft (Nachhaltigkeit)

Großunternehmen

Öffentliches Wirtschaftsrecht

kleines/mittleres Unternehmen (Nachhaltig.)

Betriebswirtschaftslehre (Nachhaltigkeit)

NGO (Nachhaltigkeit)

Diskursarena „Mikroebene“

Wirtschaftsingenieurwesen

kleines/mittleres Unternehmen

Betriebswirtschaftslehre (Nachhaltigkeit)

Unternehmensberatung

Arbeits- und Organisationspsychologie

Gewerkschaft

Berufsbildung

Zertifizierungsinstitution (Nachhaltigkeit)

3.2 Methodische und inhaltliche Gestaltung der Diskursarenen

Methodologisch orientierte sich die Ausgestaltung der Diskursarenen an einer Gruppendiskussion. Ein wesentlicher Vorteil einer Gruppendiskussion gegenüber einer Individualbefragung liegt darin, dass eigene Meinungen nicht nur geäußert, sondern in einer (kontroversen) Diskussion auch behauptet werden müssen. Die so initiierten gruppendynamischen Prozesse können dabei wesentlich mehr zutage fördern, als dies bei Einzelinterviews der Fall ist (vgl. Kühn/Koschel 2018, 22; Vogl 2014, 582). Gerade im Hinblick auf die Erarbeitung eines tragfähigen Zukunftsmodells einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung war darüber hinaus essentiell, dass die Teilnehmer/-innen an den Diskursarenen Dissens und Konsens gemeinsam erarbeiten und dabei auf die verschiedenen Standpunkte und Sichtweisen direkt reagieren konnten.

Der Ablauf der Diskursarenen orientierte sich grundsätzlich am üblichen Vorgehen im Rahmen von Gruppendiskussionen (vgl. Flick 2016, 255 f.; Lamnek 2010, 377 f.), hatte jedoch einige Spezifika zu bieten: Nach einer gemeinsamen Einstimmung und Festlegung der Ziele der jeweiligen Diskursarena wurde der initiale Stimulus über die Placemat-Methode realisiert (vgl. Brüning/Saum 2006, 25f.). Zunächst wurden die Teilnehmer/-innen der Diskursarenen in zwei heterogene Teilgruppen eingeteilt. Dann erhielt jede der beiden Gruppen ein in Feldern gegliederten DIN A0-Bogen. Den Gruppenmitgliedern stand jeweils ein eigenes Feld zur Verfügung, in dem sie ihre Stichpunkte zur inhaltlichen Leitfrage der jeweiligen Diskursarena notieren konnten. Danach wurde der Bogen im Uhrzeigersinn gedreht, damit die Gruppenmitglieder die Ausführungen der anderen lesen und kommentieren konnten. Dies wurde so oft wiederholt, bis jedes Mitglied wieder das eigene Feld vor sich hatte. Im Anschluss wurden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in einem Ergebnisfeld festgehalten. Am Ende wurden die festgestellten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweils anderen Gruppe präsentiert.

Zentrale Begriffe aus den Präsentationen wurden vom Projektteam auf Metaplankarten festgehalten und unsortiert an Pinnwände angebracht. In der sich anschließenden Diskussionsphase wurde die Anzahl der Begriffe erweitert und in Anlehnung an eine Concept Map (vgl. Bruhn et al. 2000; Ott 2003) eine Struktur erarbeitet, aus der Akteure mit ihren Funktionen und Aufgaben, Wechselwirkungen und Abhängigkeiten sowie weitere konzeptionelle Prämissen hervorgingen. So entstand je eine Strukturkarte pro Diskursarena.

Inhaltlich setzten sich die drei Diskursarenen mit verschiedenen Themen und Fragen auseinander, die zur jeweiligen sozioökonomischen Ebene passten (vgl. Tabelle 2). Zur ausführlichen Besprechung der einzelnen Fragen wurde ein Diskussionsleitfaden entwickelt, der einerseits weitere Konkretisierungen und gezielte Nachfragen enthielt, andererseits aber auch nur einen Rahmen vorgeben sollte, innerhalb dessen flexibel auf die Äußerungen der Teilnehmer/-innen der Diskursarenen reagiert werden konnte (vgl. Kühn/Koschel 2018, 93).

Tabelle 2: Leitfragen der Diskursarenen

Inhaltliche Fragen der Diskursarena „Makroebene“

  • Was macht Wohlstand aus? Welche Rolle spielt materieller Konsum? Welche Bedeutung haben Wachstum und Lebensqualität?
  • Von welchem Menschenbild sollte eine nachhaltige Wirtschaftsordnung ausgehen? Welches Menschenbild sollte sie anstreben?
  • Welche Faktoren veranlassen wirtschaftliche Akteure, nachhaltige materielle und immaterielle Güter und Dienstleistungen anzubieten bzw. nachzufragen?
  • Wer kann eine nachhaltigkeitsorientierte Transformation der Wirtschaftsordnung anstoßen und stabilisieren? Welche Verantwortung übernehmen dabei verschiedene Akteure?
  • Welche gesellschaftlichen und individuellen Bildungs- und Lernprozesse sind notwendig, um das favorisierte Menschenbild und Ziele nachhaltigen Wirtschaftens zu erreichen?

Inhaltliche Fragen der Diskursarena „Mesoebene“

  • Unter welchen Bedingungen können Unternehmen mittels ökologischer und sozialer Aktivitäten einen ökonomischen Erfolg erzielen?
  • Wie können Unternehmen nachhaltige Geschäftsmodelle initiieren und etablieren? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung? Welche Rolle übernehmen die Stakeholder?
  • Welche Strategien können Unternehmen einsetzen, um nachhaltige materielle und immaterielle Angebote zu unterbreiten?
  • Welche Rolle spielt die Erzielung von Gewinn für Unternehmen in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung?
  • Welche Steuerungsmechanismen schaffen Anreize für Anbieter (z. B. rechtliche Rahmenbedingungen) und Nachfrager (z. B. Nutzenversprechen, Mehrwerte) zu nachhaltigen Transaktionen?

Inhaltliche Fragen der Diskursarena „Mikroebene“

  • Wie müssen Arbeitsbedingungen gestaltet sein, damit Mitarbeiter/-innen einen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Lebensqualität und zum ökonomischen Erfolg der Unternehmen leisten, aber gleichzeitig selbst eine hohe Lebensqualität erzielen können?
  • Welche Informationen benötigen die in Unternehmen beschäftigten Personen und externe Stakeholder, um die Nachhaltigkeit der materiellen und immateriellen Güter und Dienstleistungen sowie der hiermit verbundenen Arbeits- und Geschäftsprozesse zu bewerten und mitzugestalten?
  • Welche Rolle kommt neuen Technologien für die Gestaltung der Arbeits- und Geschäftsprozesse zu? Wie lassen sich in diesem Zusammenhang Rebound-Effekte verhindern?
  • Welche Kompetenzen benötigen Mitarbeiter/-innen, um die Anforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung (auf der Makro- und Mesoebene) bewältigen zu können?
  • Wie müssen Lehr-Lernprozesse gestaltet sein, damit die Mitarbeiter/-innen die notwendigen Kompetenzen erwerben?

4 Ergebnisdarstellung

4.1 Akteure und Wechselbeziehungen einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung

Die Diskussionsverläufe aus den einzelnen Diskursarenen wurden per Aufnahmegerät festgehalten, transkribiert und einer inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) unterzogen. Die in den Diskursarenen angerfertigten Strukturkarten wurden dabei einerseits für die Ausgestaltung des Kategoriensystems, andererseits auch für die Validierung der Analyseergebnisse genutzt. Nach einem umfangreichen Analyseprozess entstand ein Modell, das im Rahmen der zentralen Abschlussveranstaltung mit Expert(inn)en und der breiten Öffentlichkeit diskutiert, partiell erweitert und somit zusätzlich kommunikativ validiert wurde. Die nachfolgende Abbildung gibt das letztliche Ergebnis wieder und ist als eine Art „Destillat“ zu verstehen, das den zentralen Konsens über alle drei Diskursarenen hinweg repräsentiert.

Abbildung 2: Akteure in einer nachhaltigen WirtschaftsordnungAbbildung 2: Akteure in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung

Das entwickelte Modell einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung gibt Auskunft über die wesentlichen Akteure und über die wechselseitigen Beziehungen der Akteure zueinander. Diese Beziehungen können im Modell durch Pfeile nur symbolisch angedeutet werden. Hintergrund ist, dass diese Beziehungsgeflechte inhaltlich stark variieren, zumeist bidirektional und komplex sind sowie sich inhaltlich durch vielfältige Ansprüche und Interaktionen auszeichnen. Eine ausführliche Beschreibung und mehrperspektivische Reflexion des Modells kann bei Panschar et al. (im Erscheinen) nachgelesen werden. An dieser Stelle werden nur wesentliche Ergebnisse zusammengefasst.

  • Staatliche und öffentliche Akteure: Staatliche und öffentliche Akteure handeln auf verschiedenen politischen Entscheidungsebenen. Dabei treten sie als gesetzgebende Kraft, als wirtschaftliche Akteure durch die Vergabe von Aufträgen sowie als ausführende Instanzen (Polizei, Schulträger) in Erscheinung. Sie dienen dabei als wesentliche Initiatoren und Stabilisatoren einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung. Problematisch dabei ist jedoch, dass Entscheidungsträger eher zu einer kurzfristigen Politik neigen, was ein nachhaltigkeitsorientiertes (und somit auf Langfristigkeit abzielendes) Staatshandeln erschwert. Zusätzlich benötigen staatliche und öffentliche Akteure Kriterien, mit denen ihre Leistungen an Zielen einer nachhaltigen Entwicklung gemessen werden können. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, zwischen Akteuren auf verschiedenen politischen Entscheidungsebenen zu differenzieren. So gehört es in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung zu den Aufgaben supranationaler Organisationen, global einheitliche Standards für Unternehmen festzusetzen, damit diese einen verlässlichen Handlungsrahmen besitzen. Hierzu gehört insbesondere auch, Unternehmen dazu zu verpflichten, externe Kosten bei der Leistungserstellung zu internalisieren. Nationale und regionale Akteure konkretisieren globale Standards und setzen sie in verschiedenen Politikfeldern um (z. B. Wirtschaftspolitik, Bildungspolitik etc.).
  • Individuum: Das Individuum wird in vier Rollen aktiv: (1) Als Privatperson engagiert es sich bspw. in Vereinen oder Bürgerinitiativen. (2) Als Wähler/-in unterstützt es politische Parteien, die sich in seinen Augen am besten für Nachhaltigkeit einsetzen. (3) Als Konsument/-in fragt es nachhaltige Produkte und Dienstleistungen nach. Und (4) als Berufstätige/-r orientiert es sein berufliches Handeln an wirtschaftlichen, aber auch an ökologischen und sozialen Kriterien, indem es z. B. Ideen entwickelt, die die nachhaltigkeitsorientierte Gestaltung von Arbeits- und Geschäftsprozessen vorantreiben, und entsprechende Ideen an die Unternehmensleitung heranträgt. Die Individuen auf der Ebene der Unternehmensleitung hingegen leben eine nachhaltige Unternehmensphilosophie vor und fördern Austausch, Partizipation und Mitbestimmung der Mitarbeiter/-innen, indem sie die Ideen der Beschäftigten aktiv aufgreifen und Anreize für Innovationen schaffen. Dem Individuum fällt es jedoch schwer, über Rollen hinweg nachhaltig konsistent zu handeln. Ursächlich hierfür ist, dass das Individuum nur begrenzt in der Lage ist, die langfristigen Folgen und auch die gesamten Folgen seines Handelns zu berücksichtigen. Folglich tendiert das Individuum eher zu kurzfristig optimalen statt zu langfristig optimalen Entscheidungen.
  • Unternehmen (insb. aus dem produzierenden Gewerbe und der Dienstleistungsbranche): In einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung befriedigen Unternehmen die Bedürfnisse von staatlichen/öffentlichen Akteuren und Individuen. Dadurch verbessern sie die Lebensbedingungen der Menschen und tragen aktiv zur Lösung nachhaltigkeitsorientierter Probleme bei. Dabei streben sie weiterhin Gewinne an, stehen jedoch vor der Herausforderung, ökologisch und sozial vorteilhafte Leistungen zu erbringen und trotzdem Gewinne zu erzielen. Im Hinblick auf die Preisbildung internalisieren sie externe Kosten. Bei vollständig internalisierten Kosten bildet die Höhe des Gewinns einen Maßstab dafür, wie gut ein Unternehmen nachhaltige Probleme löst. Dabei sind Unternehmen innovativ tätig und nutzen die Möglichkeiten neuer Technologien. Allerdings achten sie sorgfältig darauf, Risiken oder Gefahren neuer Technologien zu minimieren (bspw. vor dem Hintergrund von Rebound-Effekten). Im Hinblick auf eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensführung zahlen Unternehmen faire Löhne, schaffen flexible Arbeitssysteme und stellen vielfältige Angebote zur Aus- und Weiterbildung bereit.
  • Verbände (nichtstaatliche Institutionen (z. B. Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände), Wertgemeinschaften (z. B. NGOs und Bürgerinitiativen)): Verbände erfüllen eine Schnittstellenfunktion zwischen Individuen, staatlichen/öffentlichen Akteuren und Unternehmen. Sie bündeln und kanalisieren die Interessen verschiedener Akteure einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung, sodass diese auf der Ebene kollektiven, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handelns diskussions- und gestaltungsfähig werden. In der Summe stabilisieren sie eine nachhaltige Wirtschaftsordnung, indem sie verschiedene Ansprüche an eine nachhaltige Entwicklung zusammenfassen und kommunizieren sowie eine Kontroll- und Sanktionsfunktion für die Einhaltung verbindlicher Nachhaltigkeitsstandards ausüben.
  • Medien (z. B. Zeitungen, Rundfunkanstalten, Social Media-Kanäle): Akteure aus dem Bereich „Medien“ gestalten Kommunikationsmittel zur Vermittlung und Verbreitung von Informationen. Sie stellen eine Art „Nervensystem“ für die Akteure in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung dar, indem sie Informationen zwischen einzelnen Akteuren transportieren. Hierbei schaffen sie einerseits Transparenz, andererseits übersetzen sie (bspw. auch in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Akteuren) komplexe Sachverhalte in verständliche Botschaften. Dabei verfolgen sie eigene Nachhaltigkeitsstandards (bspw. in Bezug auf die Verbreitung von Fake News). In einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung herrscht freier und uneingeschränkter Zugang aller Akteure zu den existierenden medialen Angeboten.
  • Wissenschaftliche Institutionen (z. B. Universitäten, Hochschulen): Die Wissenschaft hat in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung nicht die Aufgabe objektive Erkenntnisse zu produzieren, sondern belastbare Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen. Wissenschaftliche Institutionen übernehmen in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung folglich die Funktion, bestehende kulturelle Annahmen und Selbstverständnisse auf ihre Belastbarkeit hin zu prüfen sowie neue Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen, damit Nachhaltigkeitsprobleme gelöst werden können. Wissenschaftliche Institutionen sind zugleich Bildungsanbieter für alle Akteure und unterstützen eine Gesellschaft bei der Reflexion über sich selbst. Dies beinhaltet zum Beispiel auch Kooperations- und Beratungsangebote für Unternehmen, eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensentwicklung voranzutreiben.
  • Finanzdienstleister (insb. Versicherungen und Banken): Grundsätzlich sind Finanzdienstleister Unternehmen und haben in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung entsprechende Aufgaben (s. o.). Da sie jedoch besondere Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten aufweisen, wurden sie im Modell als gesonderte Akteure aufgenommen. Zusätzlich zu den Aufgaben eines Unternehmens haben Versicherungen dabei vor allem die Aufgabe, wirtschaftliche und ökologische/soziale Risiken in Geldeinheiten umzuwandeln und abzusichern. Banken haben hingegen die zusätzliche Aufgabe, nachhaltige Kriterien zu formulieren, um Investitionsmöglichkeiten unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu bewerten.

4.2 Gemeinsame Aufgaben aller Akteure in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung

In den drei durchgeführten Diskursarenen hat sich herausgestellt, dass es drei Aufgaben gibt, die nicht speziell einem Akteur zugeordnet werden können, sondern Gemeinschaftsaufgaben darstellen. Sie sind in Abbildung 2 durch den mittleren hervorgehobenen Kasten markiert. Diese drei gemeinsamen Aufgaben sind:

  • Einhaltung der planetaren Grenzen: Der wichtigste Rahmen einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung bildet die Natur. Sie gilt als prinzipielle Voraussetzung zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Die Natur legt den Akteuren jedoch Grenzen auf, deren (dauerhafte) Überschreitung zu irreversiblen Schäden führen kann. Diese planetaren Grenzen sind im Modell durch den petrol-grünen Rahmen symbolisiert. Die Einhaltung dieser Grenzen ist von den Akteuren einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung zwingend sicherzustellen und stellt eine notwendige Bedingung für gesunde Ökosysteme dar.
  • Kultureller Rahmen: Der kulturelle Rahmen repräsentiert das geteilte Wertesystem einer Gesellschaft bzw. das gesellschaftliche Selbstverständnis und beeinflusst z. B., wie das Individuum seine verschiedenen Rollen versteht. Die Kultur führt zu gesellschaftlichen Erwartungen, die beim Individuum etwa bestimmte Bedürfnisse wecken. Der kulturelle Rahmen ist etwas, das im Gegensatz zu den Naturgesetzen durch den Menschen gestaltet wird. So ist bspw. der Markt ein Kulturprodukt des Menschen. Damit ist die Kultur Rahmenbedingung und Gestaltungsaufgabe eines jeden Akteurs zugleich.
  • Bildung und Kompetenzerwerb: (Berufs-)Bildung und Kompetenzerwerb für eine nachhaltige Entwicklung zielen darauf ab, dass Individuen ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungsprozesse wahrnehmen, bewerten und aktiv mitgestalten können. Bildungsziele sind entsprechend sowohl kognitiver wie auch normativer Art. So lässt sich als kognitives Bildungsziel festhalten, dass Individuen verstehen, wie Produkte und Dienstleistungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg hergestellt werden und dieses Wissen in ihre Handlungen (z. B. Kaufentscheidungen, berufliches Handeln) einfließen lassen. Normativ betrachtet geht es darum, dass Individuen gesellschaftliche Werte verstehen und teilen, insbesondere bezogen auf die Lebensqualität als gesellschaftliches Leitprinzip einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung. Da es weder selbstverständlich ist, dass Bildung ein gemeinsames Anliegen einer Vielzahl von Akteuren und sie für die Berufs- und Wirtschaftspädagogik von großer Bedeutung ist, wird im folgenden Kapitel insbesondere diese Aufgabe noch einmal ausführlicher beleuchtet.

5 Berufs- und wirtschaftspädagogische Implikationen

Mit Blick auf die Berufs- und Wirtschaftspädagogik ergeben sich im Hinblick auf die gemeinsame Bildungsaufgabe vor allem vier Implikationen, die nachfolgend vorgestellt werden:

  • Curriculumentwicklung: Staatlichen Akteuren kommt in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung die Aufgabe zu, Ordnungsmittel zu erlassen, die Nachhaltigkeit in Fächerstrukturen und Lernfelder integrieren. Dies gilt sowohl für allgemeinbildende Schulen als auch für den berufsbildenden Bereich und die Hochschulen. In den Diskursarenen konnte dabei jedoch nicht die Problematik gelöst werden, dass Bildung in der Kulturhoheit der Länder liegt. Ob eine föderalistische Kooperation zwischen Bund und Ländern weiterhin bestehen bleiben sollte oder ob Bildungsanliegen – wie im Moment durchaus einige Stimmen fordern – ganz in der Hand des Bundes liegen sollten, ist somit weiterhin eine strittige politische Frage, die auch für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung nicht zu beantworten war.

    Sehr viel deutlicher wurde in den Diskursarenen jedoch konstatiert, dass die Bildungsaufgabe nicht allein staatlichen Akteuren auferlegt werden kann. Dies beruht (1) darauf, dass nachhaltigkeitsrelevante Aspekte einer rapiden Dynamik unterliegen und geregelte Prozesse zur Verabschiedung von Ordnungsmitteln zu langwierig sind, um mit dieser Dynamik Schritt zu halten. Daneben können (2) Ordnungsmittel die Komplexität einer nachhaltigen Entwicklung nicht abbilden, sodass Individuen weitere Bildungsquellen benötigen, um bspw. spezielles Wissen zu erwerben, das zur Beurteilung einer konkreten Kaufentscheidung als nachhaltig oder nicht-nachhaltig notwendig ist. Als Konsequenz hieraus sind in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung strategische Bildungsnetzwerke gefordert, an der Konstruktion von Ordnungsmitteln mitzuwirken und ergänzende Bildungsangebote zu schaffen. Wichtiges Element dieser Bildungsnetzwerke sind insbesondere NGOs, die auch für die Neuordnung von Berufen hinzugezogen werden. Auch Unternehmen stehen in einer gesamtgesellschaftlichen Bildungsverantwortung. Daher haben sie bspw. die Pflicht, über Produktionsprozesse transparent aufzuklären. Im Hinblick auf betriebliche Lernprozesse sind Unternehmen darüber hinaus besonders gefordert.
  • Lernort Betrieb: In einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung verstehen sich Unternehmen als lernende Organisationen. Im Sinne nachhaltiger Lernorte sorgen sie dafür, dass Fach- und Führungskräfte stetig fort- und weitergebildet werden, um sich einerseits stetig an sich verändernde Bedingungen flexibel und schnell anzupassen und um andererseits die eigene Innovationsfähigkeit zu stärken. Dabei sind Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens in alle Lernangebote, Fort- und Weiterbildungen, Qualifikationen usw. integriert. Dies gilt ebenso für die berufliche Ausbildung angehender Fach- und Führungskräfte. Insofern achten sie darauf, dass das betriebliche Ausbildungspersonal fachlich und pädagogisch-didaktisch gut ausgebildet ist und dass die Auszubildenden von Beginn an nachhaltiges Wirtschaften als inhärentes Merkmal der Unternehmensführung verinnerlichen und danach handeln.

    Durchaus kontrovers wurde das Verhältnis zwischen staatlichen Institutionen und Unternehmen im Hinblick auf Bildungsaufgaben diskutiert. Auf der einen Seite wurde aufgeworfen, dass Unternehmen in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung proaktiv und freiwillig Investitionen in die Aus-, Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten tätigen und betriebliche Lernangebote gestalten, die bezogen auf Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens inhaltlich über die festgelegten Curricula hinausgehen. Auf der anderen Seite positionierten sich hierzu durchaus Gegenstimmen, die die Idee ins Spiel brachten, staatliche Mechanismen zu etablieren, deren Zweck in der Kontrolle der Bildungsaktivitäten von Unternehmen besteht. In diesem Zusammenhang wurde eine „Bildungsnachweispflicht“ von Unternehmen vorgeschlagen.
  • Lernort Schule: Während im Lernort Betrieb nachhaltiges Wirtschaften in sehr konkreten und unternehmensspezifischen Arbeits- und Geschäftsprozessen integriert ist und somit zum Teil sehr spezielle Kompetenzen verlangt, kann eine so detaillierte Betrachtung nachhaltigen Wirtschaftens im Lernort Schule nicht erfolgen. Hier wird vielmehr eine Metaebene nachhaltigen Wirtschaftens eingenommen, die den Lernenden eine gemeinsame Reflexions- und Bewertungsbasis bietet. Infolgedessen können dann betriebliche Erfahrungen bzw. betriebliche Lebenswelten auf die geteilten kognitiven und normativen Nachhaltigkeitsaspekte transferiert werden. Auch berufsbildende Schulen verstehen sich dabei (als Teil des staatlichen/öffentlichen Sektors) als ein wichtiges Element von Bildungsnetzwerken. Dies wird u. a. durch berufsbildende Schulen umgesetzt, indem sie mit NGOs Kooperationen eingehen und bspw. gemeinsame Projekte bzw. Projektwochen planen.
  • Konsequenzen für das lernende Individuum: Dem Individuum kommt in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung bezüglich der Bildung eine besondere Verantwortung zu. Andere Akteure können zwar Bildungsangebote unterbreiten, das Individuum muss diese jedoch auch wahr- und annehmen. Es kann sich schließlich nur selbst bilden. Vor allem muss es aktiv daran mitwirken, dass die (hinlänglich bekannte) Diskrepanz zwischen Wissen, Bewusstsein und Handeln (vgl. z. B. Rebmann/Slopinski 2018) nicht entsteht. Bezogen auf berufliches Handeln meint dies bspw., dass Berufstätige Wissen über nachhaltige Produktionsweisen aufbauen, dieses Wissen in die Gestaltung betrieblicher Arbeits- und Geschäftsprozesse einbringen und dadurch dazu beitragen, neue Märkte für neue Produkte zu kreieren und Märkte für nicht-nachhaltige Produkte abzubauen.
  • Offene Aspekte: Einige offene Punkte wurden weiter oben bereits angedeutet. Neben diesen Punkten konnten auch weitere wichtige Aspekte nicht abschließend diskutiert werden, die jedoch zentrale Fragestellungen der Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung sind. Hier ist (1) zu konstatieren, dass in den Diskursarenen im Hinblick auf die zu befördernden Kompetenzen festgehalten wurde, dass diese domänenspezifisch auszuformulieren sind sowie ausgeprägte kognitive Komponenten (bspw. Systemverständnis) und das Beherrschen von Problemlösestrategien umfassen. Die Diskursarenen waren jedoch nicht der richtige Ort, um dezidierte Kompetenzstruktur- oder gar Kompetenzniveaumodelle für nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln. Gleichermaßen offen ist (2) auch weiterhin, wie Lernangebote konkret gestaltet werden sollten, um die Diskrepanz zwischen Bewusstsein, Wissen und Handeln zu überwinden. Auch hier wurden gute Ansätze in den Diskursarenen eingebracht. Hierzu gehören bspw. arbeitsplatznahes Lernen und ausgiebige Reflexionsphasen, um die Folgen beruflichen Handelns zu überdenken. Eine detaillierte didaktisch-methodische Diskussion erfolgte in den Diskursarenen jedoch nicht.

6 Schlussbetrachtung

Eine gesamtgesellschaftliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung gehört zu den wichtigsten aktuellen Aufgaben. Ihr Fortschreiten scheint in letzter Zeit jedoch nur stockend zu gelingen. So zeigt sich etwa auf der einen Seite, dass die Dynamik unternehmerischer Umweltinnovationen stagniert und sogar rückläufig ist. Auf der anderen Seite bewegt sich auch nachhaltiges Konsumverhalten auf sehr stabilem Niveau und stellt daher auch heute noch eher eine Nische dar (vgl. Walz et al. 2017, 19). Unternehmen und Konsument(inn)en gehören zweifellos zu den zentralen Akteuren einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung. Wie im dargestellten Projekt herausgearbeitet übernehmen überdies staatliche/öffentliche Akteure, Verbände und Finanzdienstleister, wissenschaftliche Institutionen sowie Individuen in all ihren verschiedenen Rollen für die Etablierung und Stabilisierung einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung eine tragende Funktion.

Deutlich wird in den erarbeiteten Interaktionsmustern, dass die Beziehungen zwischen den Akteuren auf einem Miteinander statt einem Gegeneinander fußen. Partnerschaft und Dialog zwischen allen Akteuren sowie Partizipation der Bevölkerung sind nicht nur wesentliche Charakteristika des Beziehungsgefüges in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung. Sie sind bereits jetzt gefordert, wenn es darum geht, die gesamtgesellschaftliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung anzustoßen (vgl. Terlau 2018, 68). Dies gilt auch für die Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Gerade sie kann Brücken schlagen zwischen Theorie und Praxis und sollte daher keine distanzierte, rein beobachtende Rolle einnehmen, sondern sich aktiv einbringen und Verantwortung übernehmen. Dies kann sie bspw. – trotz aller Kritik – über die Durchführung transdisziplinärer Modellversuche als eine Variante gestaltungsorientierter Berufsbildungsforschung erreichen (vgl. hierzu Slopinski et al. 2017).

Darüber hinaus konnte im vorliegenden Beitrag jedoch auch weiterer Bedarf an Grundlagenforschung aufgezeigt werden: So ist noch immer ungeklärt, welche domänenspezifischen Kompetenzen für nachhaltiges Wirtschaften benötigt werden. Hiermit verbunden ist auch weiterhin offen, wie (berufliche) Lehr-Lernsituationen handlungswirksam gestaltet werden müssen. Gesucht sind didaktisch-methodische Ansätze, die Lernerfahrungen und Wissenserwerb wirksam in berufliches Handeln überführen und dabei moderierende Variablen wie konkurrierende Motive und Kosten-Nutzenabwägungen (vgl. z. B. Diekmann/Preisendörfer 1992), Kontrollvorstellungen (vgl. z. B. Hoff/Walter 2000), Verantwortungsattributionen (vgl. z. B. Kals/Becker/Rieder 1999) oder Gewohnheiten bzw. Habitualisierungen (vgl. z. B. Aarts/Verplanken/van Knippenberg 1997) genauso berücksichtigen wie situationale Merkmale und Einflussgrößen (z. B. (nicht) geteilte Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen (vgl. z. B. Breit/Eckensberger 1998; Hunecke et al. 2001; Montada 1999) oder (nicht) existierende Handlungsangebote, die umweltgerechtes Verhalten ermöglichen oder erleichtern (vgl. z. B. Guagnano/Stern/Dietz 1995; Jacobs/Bailey 1982; Jaeggi et al. 1996; Tanner/Foppa 1996).

Abschließend bleibt anzumerken, dass das entwickelte Zukunftsmodell einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung nicht als Blaupause verstanden werden darf, die nunmehr nur noch in die Praxis umgesetzt und in Gesetzesvorlagen gegossen werden muss. Vielmehr ist der Modellentwurf als ein Startpunkt für eine Auseinandersetzung zu sehen, in der verschiedenste Perspektiven partizipieren und ineinanderfließen sollen. Hierfür bietet das Modell gerade auch für die Berufs- und Wirtschaftspädagogik viele Anknüpfungspunkte, sei es etwa im Hinblick auf die Einbindung weiterer Akteure in die Entwicklung von Ordnungsmitteln, auf die Gestaltung nachhaltiger Lernorte oder auf die Etablierung von Bildungsnetzwerken.

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Zitieren des Beitrags

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